Im Jahr 2020 wurden 143.800 Ehen geschieden; 73.100 Minderjährige waren hiervon betroffen. Wobei bei diesen Zahlen natürlich Trennungen unverheirateter Paare mit Kindern unberücksichtigt bleiben. Doch auch wenn Trennung und Scheidung damit zunehmend mehr eine „Normalität“ in Deutschland darstellen, sind sie für die betroffenen Familie alles andere als „normal“. Schätzungen zu Folge nehmen etwa fünf bis zehn Prozent der Trennungen und Scheidungen dabei einen hochstrittigen Verlauf, die jedoch 80 Prozent des Arbeitsaufwandes von Jugendämtern, Beratungsstellen, Familiengerichten und anderen Einrichtungen bündeln.
Dabei bedeuten eskalierte Elternkonflikte nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern eine enorme Belastung. Insbesondere dann, wenn ein Elternteil den Streit aktiv durch Angriffe voran treibt, fühlt sich nicht selten der andere Elternteil ohnmächtig und hilflos, wo doch seine unzähligen konstruktiven Lösungsvorschläge keine Einigung bringen. Wie viele Attacken können kommentarlos hingenommen, wie oft kann nachgegeben werden, ohne selbst daran zu zerbrechen.
Mediation wird sehr oft beschrieben als ein Verfahren zur außergerichtlichen Streitbeilegung. Anders als Richter*innen fällen der Mediator*innen kein Urteil oder entscheiden für die Konfliktparteien; auch unterbreiten sie keine Lösungsvorschläge, wie z.B. ein Streitschlichter. Mit Hilfe anerkannter Gesprächs- und Verhandlungstechniken, insbesondere der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg, werden die vorliegenden Streitpunkte vielmehr besprochen und ein wertschätzende und positive Kommunikation in Gang gesetzt.
Außerdem wird dabei auch der Verständigungsprozess der Beteiligten angeregt: Die Konfliktpartner*innen werden dabei unterstützt, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und offenzulegen. Denn nicht selten ist das, was die Betroffenen wollen, nicht unbedingt das, was sie tatsächlich brauchen, um einen Konflikt zu befrieden. — Mediator*innen verstehen sich dabei als Begleiter*innen auf Augenhöhe: Während die Konfliktparteien Expert*innen für ihre Inhalte sind, sind sie die Expert*innen für den Prozess.